© Erlanger Nachrichten

„Kalte Enteignung"

Sparkassenpräsident fordert Ende des billigen Geldes

ERLANGEN - Sparen muss sich lohnen: Daher sollten die derzeit extrem niedrigen Zinsen in Deutschland nach Ansicht der Sparkassen wieder steigen.
„Der Ausstieg aus der Niedrigzinsphase ist ein zentrales Thema des Jahres 2013", sagte Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen und Giroverbands (DSGV), auf einer Veranstaltung der Karl-Heinz-Hiersemann-Gesellschaft in Erlangen. Die niedrigen Zinsen waren wichtig, um die Finanz- und Schuldenkrise unter Kontrolle zu halten. Jetzt aber müsse die Zeit des billigen Geldes beendet werden, forderte der Sparkassenpräsident. Nicht zuletzt deswegen, um Sparer vor der „kalten Enteignung" zu schützen.
Der Hintergrund: Die Renditen für herkömmliche Sparprodukte wie Tagesgeld liegen meist unter der Inflationsrate. Das bedeutet, dass Anleger unter dem Strich Geld verlieren.
Viele Verbraucher bilden daher aktuell weniger Rücklagen, sondern geben das Geld aus. Das zeigt sich an der Sparquote, die zuletzt gesunken ist: eine kritische Tendenz, wie Fahrenschon findet. Denn mit den Spargroschen der Anleger werden die Investitionen der Unternehmen finanziert.
Letztere stehen in Deutschland nach Einschätzung des DSGV-Chefs sehr stabil da. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote im Mittelstand sei in den vergangenen Jahren auf 20 Prozent gestiegen. Geholfen habe bei dieser Entwicklung die gemeinsame Währung in Europa. Dank des Euros sind Kursrisiken weggefallen: ein entscheidender Vorteil für die deutschen Firmen, die sehr exportorientiert sind.
Gerade Unternehmen in Bayern, die besonders viel jenseits der Grenzen verkaufen, hätten hier profitiert, so Fahrenschon. Eine Stütze für die deutsche Wirtschaft sei auch die Kleinteiligkeit. Die große Zahl der „hidden champions" - also Unternehmen, die relativ unbemerkt in ihrer Sparte als Weltmarktführer agieren - stabilisiere das Land.

Großbanken kleiner machen 
Nützlich sei hier auch die dezentrale Finanzwirtschaft, wie sie die Genossenschaftsbanken und die Sparkassen garantieren, machte Fahrenschon Werbung in eigener Sache. Die großen Privatbanken sieht Deutschlands oberster Sparkassenmitarbeiter dagegen als Gefahr. Sie müssten kleiner werden, damit die vorhandenen Sicherheitsmechanismen, von denen alle profitieren, auf sie griffen.
Der Europäischen Zentralbank attestierte Fahrenschon derweil, in der Krise gute Arbeit geleistet zu haben. Die Finanzmärkte würden den Euroraum inzwischen als Einheit wahrnehmen, der Euro sei gestärkt. Nötig sei nun allerdings eine intensivere Zusammenarbeit zwischen den Eurostaaten.
Diese müssten Kompetenzen abgeben, zum Beispiel an einen Währungskommissar, der wackelige nationale Haushalte zurückweisen könne. Denn, so der Sparkassenpräsident: „Solidarität und Solidität gehören zusammen." Keinen Zweifel lässt Fahrenschon daran, dass die Zeit der nationalen Alleingänge vorbei ist. Wir seien „gut beraten, in Europa die Zukunft zu sehen". Der gemeinsame Einfluss auf die Welt sei „nötiger denn je", allein schon wegen der wachsenden Wirtschaftsriesen in Asien, wie China.

MARKUS HACK 11.03.2013

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datens Weiterlesen …