Als Flensburger hängt er am Handball-Bundesligateam aus Handewitt, in Köln sitzt er im Verwaltungsrat des heimischen Fußball-Erstligaclubs. Da war es nur folgerichtig, dass der engagierte Sportler Lovro Mandac, Vorstandsvorsitzender der Kaufhof AG, der Einladung von Sparkassenchef Reiner Reinhardt für die Karl-Heinz-Hiersemann-Gesellschaft folgte, die bekanntlich den Erlanger „Spitzenhandball“ unterstützt — wobei sich die Erlanger auf dem Weg zu dieser Spitze wohl erst am Anfang befinden.
Spitzenplätze gehören dagegen zum Alltag des 55-jährigen Managers — und die wusste er denn auch eindrucksvoll in seinem Vortrag darzustellen. 3,8 Mrd. Euro Umsatz, zwei Millionen Kunden täglich, 25 000 Mitarbeiter, 142 Filialen in 92 Städten Deutschlands und Belgiens, 1,5 Millionen Quadratmeter Verkaufsfläche — der Warenhauskonzern Kaufhof hält den Einzelhandel richtig auf Trab. Beteiligt ist dabei auch das seit 1965 bestehende Erlanger Haus: mit 10 700 qm, 150 Mitarbeitern und 10 000 Kunden am Tag.
Zahlen aus Erlangen
Mandac entpuppte sich als exzellenter Kenner der Materie — nicht nur der deutschen, sondern auch der in Erlangen, offenbar mit vielen Fakten befeuert durch seinen langjährigen Erlanger Kaufhof-Geschäftsführer Werner Handwerker und dessen Nachfolger Werner Schmidt, die die Szenerie in Erlangen differenziert recherchiert und ihrem Chef die Argumentation erleichtert hatten. 5,1 Prozent mehr Fläche und dennoch 7,3 Prozent weniger Umsatz von 2001 bis 2004, ein Verhältnis von inzwischen 50:50 zwischen Innenstadt und Außenbereich, zu Gunsten der „grünen Wiese“ also mehr als im deutschen Durchschnitt, künftig mit den Arcaden 2,4 qm Verkaufsfläche pro Einwohner (in der Republik 1,4 qm) — da zogen manch erschienene Einzelhändler und Kommunalpolitiker merklich die Köpfe ein.
Was kann verbessert werden? Mandac hatte einige Rezepte mit nach Erlangen gebracht, die er vor dem gespannten Auditorium ausbreitete. Sie wandten sich zum einen an die Stadtverantwortlichen, die ihre Kommune so attraktiv wie möglich für das einkaufende Volk vor allem außerhalb der Stadtgrenzen machen sollten: durch Vernetzung von Handel, Gastronomie und Kultur, ein kooperatives Stadtmarketing also, mit Parkplätzen und einem damit zusammenhängenden Leitsystem, vor allem aber mit Aktionen, die die deutschen Tugenden „Sicherheit und Sauberkeit“ sicherstellten. In solch einer Stadt kaufe man dann gerne ein.
Als Wachstumsbranche sah Mandac den Städtetourismus, befördert in Zukunft durch die Billigfluglinien, die am nahen Nürnberger Flughafen landen und Touristen auch nach Erlangen bringen könnten, das ja Naturschönheiten wie die Fränkische Schweiz quasi vor der Haustür habe.
Die Konzentration des Einzelhandels auf die Erlanger Innenstadt, das Zurückdrängen der Schnellimbissbuden, eine bessere Orientierung für Nicht-Ortskundige, eine stärkere Profilierung der Altstadt mit ihrem (noch) hohen Anteil an inhabergeführten Geschäften, vor allem aber den Wunsch auf Gemeinsamkeit, auf Dialog unter allen Beteiligten — auch dies gab Mandac den Erlangern mit auf den Weg.
Und die Arcaden? Sie werden — so die „Kaufhof-Prognose“ für 2007 — 90 Millionen Euro Umsatz bringen, die Hälfte davon aus dem bestehenden Erlanger Einzelhandel, die andere Hälfte neu aus dem Umland.
Forderung an den Stadtrat
Mandacs ausgiebiger Vortrag mündete dann schlussendlich in einer greifbaren Forderung, angelehnt an die Bedürfnisse des Warenhauses: nämlich im Appell an den Stadtrat, den Beschluss gegen die Erweiterung des Neuen Marktes, der Grande Galerie („Ein Totentanz“) und des Kaufhofes zurückzunehmen. Oberbürgermeister Siegfried Balleis wollte den darin verpackten Tadel allerdings nicht auf sich sitzen lassen und konterte mit dem Zwiespalt, den er in der Argumentation von Mandac erkannt haben wollte: Vorher hatte dieser gegen die ausschweifende Ausweitung der Verkaufsfläche gewettert, um sie dann nachher in eigener Sache selbst zu fordern. Die Aufklärung blieb der Gast aus Köln schuldig.
UDO B. GREINER 11.2.2006
Zurück
|